Als Unternehmer*in im Gleichgewicht bleiben – Erkenntnisse und Tipps

Selbst und ständig. Dieses Vorurteil haben Sie schon gehört, wenn Sie Unternehmer*in sind. Ja, ein eigenes Unternehmen fordert Einsatz und es braucht viel Energie. Mein Business ist stark mit mir als Person verbunden – bin ich fit und munter, läuft der Laden, durchlebe ich eine herausfordernde Zeit, wirkt sich das indirekt auf das Geschäft aus.

Wenn Sie ein eigenes Unternehmen führen, dann kennen Sie das. Doch «selbst und ständig» muss nicht sein; es ist weder gesund noch wirtschaftlich. Vielmehr gilt es, ein gutes Gleichgewicht zwischen «Vollgas geben» und «Batterien aufladen» zu finden. Wie das gelingen kann, zeige ich in diesem Beitrag.

Pausen und Erholung

Sagen wir zuerst dem «Ständig» den Kampf an – wir alle brauchen Pausen. Bestimmt tragen Sie Ihre beruflichen und privaten Termine gewissenhaft im Kalender ein. So sollten Sie auch freie Zeit planen. Die Yogastunde, die Ferien, genügend Zeit für das Mittagessen. Diese Termine dürfen Sie aber genauso wenig verschieben wie andere Termine. Im Gegenteil: Verteidigen Sie sie wie eine Löwin.

Ich schaue auch, dass ich mir regelmässig Bildschirm-Pausen verordne, Zeiten, in denen ich weder am Handy noch am Laptop hänge.

Übrigens: Auch Schlaf ist Erholung. Mal eine Nachtschicht machen: ok. Mal abends an den Laptop sitzen: fair enough. Das zum Dauerzustand werden lassen: schlechte Idee.

Loslassen und «Nein»-Sagen

Wenn Unternehmerinnen sich dem Credo «selbst und ständig» unterwerfen, hat das oft mit Angst und Druck zu tun. Wir alle haben manchmal Angst, dass das mit unserem Business nicht klappen könnte. Wir haben vielleicht eine Familie zu ernähren, wir möchten unsere Altersvorsorge nicht vernachlässigen, erfolgreich sein.

Ich habe gelernt, diese Gedanken und Ängste zu akzeptieren und dann loszulassen. Gelingt natürlich nicht immer, aber immer öfters.

Fragen Sie sich, was Ihnen Angst macht, wo Sie Glaubenssätze verinnerlicht haben, die Sie belasten und ausbremsen.

Sagen Sie «Nein», wenn es nicht passt. Zum Auftrag, der ausgerechnet zwei Tage vor den Ferien eintrudelt, zur Stammkundin, die «nur ganz kurz» Ihre Hilfe will.

Entspannung und Achtsamkeit

In meiner Kombi als Mutter und Unternehmerin war ich zeitweise so aufgedreht, dass ich mich kaum mehr entspannen konnte. Ich musste erst wieder lernen, mich zu entspannen.

Ich bin nicht so der Typ für Atemübungen, Yoga und Achtsamkeitstraining – einige Elemente daraus habe ich aber übernommen. Zum Beispiel, immer wieder auf dem Moment zu fokussieren, mich regelmässig zu bewegen (und seien es nur kurze Spaziergänge) und Pausen zu machen.

Finden Sie eine Methode, die zu Ihnen passt – Massagen, Entspannungstechniken, Meditation, Yoga, Achtsamkeitsübungen – und machen Sie sie zu einem Teil Ihres Alltags als Unternehmer*in.

Besonders praktisch: Viele Entspannungstechniken brauchen nicht viel Zeit, sondern können auch einmal zwischendurch ausgeübt werden.

Sich Gutes tun und den Humor behalten

Ein eigenes Unternehmen bringt Vorteile mit sich: Flexibilität und Selbstbestimmung gehören definitiv dazu. Doch oft lässt uns das Hamsterrad des Alltags diese Dinge vergessen und wir fühlen uns als Unternehmer*innen alles andere als frei.

Gerade dann kann es helfen, die Vorteile der Selbstständigkeit voll auszukosten. Mitten am Vormittag einen Kaffee trinken, über Mittag an den See gehen, den Nachmittag frei machen.

Verlieren Sie das Positive nicht aus den Augen und seien Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben.

Und: Vergessen Sie niemals, zu lachen. Besonders dann, wenn es ernst ist.

Bewegung und Sport

Sport ist das beste Mittel, um Stress abzubauen und abzuschalten. Ob Yoga, Nordic Walking oder Mannschaftssport – Sport setzt «Glückshormone» wie Endorphine und Adrenalin frei und lässt uns körperlich und mental beweglich bleiben.

Ich bin begeisterte Sportlerin – in der Theorie. In der Praxis bin ich wohl eher der Kategorie «Sportmuffel» zuzuordnen. Aber ich merke, wie mich der Fokus auf den Körper ablenkt und mir hilft, im Job leistungsfähig zu bleiben.

Die positiven Effekte der Bewegung spüren Sie auch, wenn Sie nicht zum*zur Leistungssportler*in mutieren: Auch ein kurzer Spaziergang, zum Beispiel vom Büro nach Hause oder während der Mittagspause, hilft schon viel.

Delegieren

Zuletzt werden wir noch das «Selbst» los. Oft kommt die Überforderung daher, dass wir alles alleine machen möchten. Das muss aber nicht sein. Wir können Aufgaben, die viel Zeit brauchen und nicht unserer Kernkompetenz entsprechen, abgeben.

Lassen Sie Texte vom Profi schreiben (Schleichwerbung), lagern Sie die Buchhaltung aus, holen Sie sich Unterstützung im Marketing. So können Sie sich auf die Aufgaben konzentrieren, die Ihnen liegen.

Dieser Artikel erschien in ausführlicher Fassung zuerst im Magazin GROW des Verbands Frauenunternehmen (Ausgabe 1, Januar 2020)

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