Wenn Vögel durch die Sprache flattern

Vögel haben in der deutschen Sprache einen festen Platz. Sie kommen in Sprichwörtern und Redewendungen vor und wir verwenden Analogien zur Vogelwelt, um Dinge zu beschreiben.

So sagen wir «Mein lieber Schwan!», wenn wir erstaunt sind und «Weiss der Geier!», wenn wir keine Ahnung haben. Wir bezeichnen Verliebte als «Turteltäubchen», nennen einen Mann in der Frauenrunde den «Hahn im Korb» und das schmutzige Kind einen «Dreckspatz».

Wer regelmässig zu tief ins Glas schaut, ist eine «Schnapsdrossel», wer nicht die Schnellste ist eine «lahme Ente». Und «dumme Gänse» kennen wir alle.

«Bei dir piept es wohl» – warum sagen wir das?

Doch woher stammt zum Beispiel die Redewendung «einen Vogel haben»? Im übertragenen Sinne bedeutet sie, dass jemand nicht ganz bei Verstand ist. Früher glaubte man tatsächlich, dass Menschen mit auffälligem Verhalten Vögel im Kopf haben, die dort nisten und ihr Unwesen treiben.

Wer schlecht über die eigene Familie oder das Unternehmen, in dem er arbeitet, spricht, wird als «Nestbeschmutzer» bezeichnet. Im Mittelalter war der Wiedehopf dafür bekannt, ins eigene Netz zu machen. Damit schadete er sich selbst, denn schliesslich wohnte er ja selber darin.

Haben Sie schon mal Eulen nach Athen getragen? Ich vermute es, denn mir passiert das regelmässig. Natürlich nur im übertragenen Sinn, dann nämlich, wenn ich etwas Überflüssiges oder Sinnloses getan habe. Die Redewendung hat ihren Ursprung im alten Griechenland. Damals gab es in Athen viele Eulen – echte und auf den wertvollen Silbermünzen abgebildete, denn Athen war eine reiche Stadt. In der Komödie «Die Vögel» machte sich Aristophanes darüber lustig, dass jemand Eulen nach Athen getragen hatte und spielte damit auf den Reichtum der Stadt an.

Von Zeitungsenten und Rabeneltern – weitere «geflügelte» Worte und Redensarten

Gehören Sie zu den vorsichtigen Menschen? Dann haben Sie wohl schon betont, dass es besser ist, «den Spatz in der Hand zu haben als die Taube auf dem Dach»; und damit gemeint, dass Sie die kleinere, dafür realistische Variante lieber haben als die grosse, aber fast unerreichbare Option.

Und haben Sie auch schon eine Stellenanzeige gelesen und aufgrund der vielen Anforderungen gedacht, dass dort wohl eine eierlegende Wollmilchsau gesucht wird? Also jemand, der fast alles kann.

A propos Eier: Kennen Sie auch einen Menschen, der immer wie aus dem Ei gepellt aussieht? Vermutlich ein «eitler Gockel».

Noch mehr Beispiele:

  • schräger Vogel – ein merkwürdiger, einzigartiger Mensch
  • Rabeneltern – schlechte Eltern
  • Adlernase – grosse, gebogene Nase
  • Zeitungsente – Falschmeldung in den Medien
  • Gänsefüsschen – Anführungszeichen
  • Nesthäkchen – das jüngste Kind

Die Liste liesse sich noch erweitern und ich stosse immer wieder auf wunderbare Redensweisen mit Vögeln.

Haben auch Sie einen tollen sprachlichen Vogel? Dann rein damit in die Kommentare.

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