Texte und SEO: Interview mit Google-Expertin Melanie Haux
Wer über Webtexte spricht, muss das Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) mitdenken. So weit, so klar.
Aber müssen Texte für Websites immer suchmaschinenoptimiert sein? Was macht denn einen guten SEO-Text aus? Und welche SEO-strategischen Fragen sollte man klären, bevor man in die Tasten greift?
Diese und andere Fragen zum Thema Texte und SEO habe ich Melanie Haux gestellt. Sie ist Google-Expertin und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Suchmaschinenoptimierung.
Liebe Melanie, was macht einen guten SEO-Text aus?
Ein guter SEO-Text ist ein Text, der sehr klar auf bestimmtes Thema fokussiert. Er beantwortet Fragen zu genau diesem Thema.
Er hat ein klar erkennbares Haupt-Keyword, das an den relevanten Stellen platziert ist – in der ersten Überschrift H1, im Fliesstext weit oben, in Zwischenüberschriften. Der Text ist gut strukturiert, er hat Absätze und ist dadurch leicht lesbar.
Wenn ein Text gut optimiert ist für Suchmaschinen, dann ist er auch für den Menschen gut. Er ist gut lesbar, informativ und interessant. Oft denken die Leute, dass das widersprüchlich ist, aber das Gegenteil ist der Fall.
Du hast das Thema Keywords angesprochen. Ein SEO-Text beinhaltet also Stichworte, nach denen die Zielgruppe bei Google sucht. Als Texterin sage ich, dass dies die Kreativität beim Schreiben manchmal einschränkt. Wenn ich ein bestimmtes Keyword nutzen muss im Titel, dann kann ich vielleicht nicht so kreativ texten, muss auf ein Wortspiel verzichten. Wie siehst du das?
Ja, da muss man manchmal abwägen.
Es ist schon richtig: Wenn man gar nicht auf SEO achtet, dann kann man freier und kreativer texten. Das heisst jedoch nicht, dass SEO-Texte nicht kreativ sind! Es ist aber etwas schwieriger, weil man gewisse Vorgaben hat.
Ein Beispiel dazu: Eine Kundin von mir bietet Seminare an. In der Überschrift hat sie eine Metapher genutzt und vom Fluss des Lebens gesprochen. Ich habe ihr dann gesagt, dass diese Überschrift nicht geeignet ist, wenn sie für eine bestimmte Art von Seminaren gefunden werden will. Google denkt sich, in ihrem Text geht es um Wasser und Flüsse und bringt das nicht mit ihrem eigentlichen Thema in Verbindung. Menschliche Leser*innen hingegen können diesen gedanklichen Sprung machen und fühlen sich vom Titel angesprochen.
Vielleicht kannst du es für SEO-Unerfahrene noch etwas ausführen: Auf was muss man achten, wenn man einen Text für Suchmaschinen optimiert?
Man muss sich eine Website vorstellen wie eine Kommode, die einzelnen Seiten sind die Schubladen. Und jede Schublade hat einen bestimmten Inhalt – die Socken gehören in die eine Schublade, die T-Shirts in die andere.
Und textlich muss man sich ebenso festlegen: Auf dieser Seite geht es um das eine Thema, auf der anderen Seite um ein anderes Thema. Und entsprechend wählt man, auf welches Keyword (ein Wort) oder welche Keyphrase (eine Frage, eine Gruppe von Wörtern) eine Seite optimiert wir.
Es braucht also einen Fokus auf ein Keyword-Thema. Im Fachjargon nennt man das Keyword-Cluster.
Die Schritte für die Optimierung sehen wie folgt aus:
- Man entscheidet sich für ein Haupt-Keyword sowie thematisch passende Neben-Keywords, also Synonyme.
- Dann nimmt man diese Keywords im Text auf. Und das heisst nicht, dass man es so oft wie möglich nutzt! Google zählt nicht die Keywords, erkennt aber in einem gut optimierten Text sofort, worum es geht. Und auch die Menschen erkennen das, wenn ein Text thematisch fokussiert ist und die relevanten Keywords enthält.
- Man platziert die Keywords in der Hauptüberschrift und in einer oder zwei Zwischenüberschriften und im ersten Abschnitt des Textes. Grundsätzlich gilt dabei: Viel hilft nicht viel. Aber es kommt auch darauf an, was der Wettbewerb macht.
Du sprichst ein wichtiges Thema an, das vielen Leuten nicht bewusst ist: Der Wettbewerb, die Konkurrenz.
Ja, das ist sehr wichtig. Die eigene Suchmaschinenoptimierung ist immer abhängig vom Wettbewerb. Wer viel und starken Wettbewerb hat, der muss mehr in die SEO investieren. Das Ziel ist immer, besser als die Konkurrenz zu sein.
Wenn man wenig Wettbewerb hat, in einer Nische arbeitet, dann hat Google wenig Auswahl und man performt mit relativ wenig Aufwand relativ gut.
Muss man denn jeden Webtext für Suchmaschinen optimieren? Ich zum Beispiel habe viel Konkurrenz und habe deshalb entschieden, bei meinen Angebotsseiten nicht auf SEO zu achten.
Eine sehr gute Frage. Das ist vielen nicht klar. Man muss SEO für jede Seite einzeln beachten. Es gibt keine Notwendigkeit, jede Seite in einem Webauftritt für Suchmaschinen zu optimieren. Welche Seiten man optimiert, das ist eine strategische Frage.
Gilt das auch für den Blog?
Auch bei einem Blog muss man nicht jeden Beitrag optimieren. Manchmal will man Wissen vermitteln, nach dem noch gar niemand sucht. Oder man hat ein Thema zu dem man sich äussern will, möchte die eigene Arbeitsweise zeigen, die Persönlichkeit durchscheinen lassen, die eigenen Werte zeigen.
Das können auch Gründe für einen Beitrag sein, nicht nur die SEO. Man kann Beiträge ja auch anders sichtbar machen als mit SEO – via Social Media zum Beispiel.
Das finde ich spannend. Würde das bedeuten, dass man bei einem Blog besser nur einige Beiträge für Suchmaschinen optimiert und dafür richtig, anstatt bei jedem Beitrag «ein wenig» SEO macht?
Absolut. Weil «ein bisschen» optimieren bringt es nicht. Es braucht eine gute Keywordrecherche und man muss sich wirklich mit der Suchintention der Leute befassen – und das ist zeitaufwändig.
Ein suchmaschinenoptimierter Blogbeitrag ist ja häufig ein eher langer, informativer Beitrag. Ein informativer Text ist wiederum ein guter SEO-Text. Und das braucht schon seine Zeit.
Deshalb ja. Lieber jeden dritten Beitrag gut optimieren als jeden ein wenig.
Welchen Missverständnissen zum Thema Texte und SEO begegnest du häufig?
Oh, da gibt es viele. Häufig höre ich, dass Leute ihre Texte regelmässig leicht anpassen, weil sie meinen, Google würde sie sonst vergessen. Das ist totaler Quatsch.
Es ist aber so, dass Bewegung auf der Website sinnvoll sein kann. Wenn ich zum Beispiel blogge, dann gibt es einfach immer mehr Inhalte, zu denen ich gefunden werden kann.
Das müssen aber neue Inhalte auf neuen Seiten sein, nicht Veränderungen auf bestehenden Texten.
Ein weiteres Missverständnis ist das, was wir am Anfang angesprochen haben: Man muss Seite für Seite denken bzw. Beitrag für Beitrag. Viele denken, dass sie auf der ganzen Website ihre Keywords streuen müssen. Und dann haben die Seiten keinen Fokus.
Es braucht inhaltliche Klarheit! Wenn ich als Leser*in verstehe, aha, auf dieser Seite geht es darum, auf der anderen darum, dann ist es gut gemacht, auch für SEO. Wenn ich als Leser*in Mühe habe, mich zurechtzufinden, dann haben auch die Suchmaschinen keine Freude an den Texten.
Klarheit und Fokus im Inhalt! Das kann ich als Texterin total unterschreiben und würde das gerne als Schlusswort stehen lassen. Mir brennt aber noch eine letzte Frage unter den Nägeln.
Texte sind ja zweifellos wichtig für SEO. Aber mir scheint es auch wichtig, vor dem Schreiben die eigene SEO-Strategie festzulegen. Wie denkst du darüber?
Das sehe ich wie du. Texte sind super wichtig für SEO, wichtiger als Technik. Aber die Strategie steht natürlich über allem und ist die Basis für alles.
- Zuerst braucht es eine Standortbestimmung. Wo ranke ich bereits gut? Wo läuft es nicht optimal, wäre mir aber wichtig?
- Und dann muss ich mir darüber klar werden, wonach meine Zielgruppe überhaupt sucht.
- Dann überlege ich mir, wie ich es schaffe, für jene Suchbegriffe gefunden zu werden, die meine Zielgruppe sucht. Das ist in der Tat ein kleines Strategiepapier. Erst dann geht man in die Umsetzung.
Melanie, ich danke dir für dieses interessante Gespräch!
Lernen Sie SEO von und mit Melanie Haux
- Am 11. Oktober 2023 teilt Melanie ihr SEO-Wissen in einem kostenlosen Webinar. Melden Sie sich auf Melanies Website dafür an.
- Am 17. Oktober 2023 startet Melanies Onlinekurs SEITE1 wieder. Der Kurs dauert vier Monate und wird eng von Melanie und mir begleitet. Es gibt 9 Fragerunden und 7 Co-Working-Sessions. Ich werde als Textcoach Feedback auf die Texte geben, die die Teilnehmenden im Laufe des Kurses erstellen.
Auf der Kurswebsite finden Sie alle Informationen zum Kurs und können sich bereits anmelden. Die Platzzahl ist beschränkt und die Kurse waren in den letzten Jahren immer ausgebucht.