Texte designen und strukturieren – das Auge isst mit

Ich habe in einem anderen Blogbeitrag schon einmal dazu aufgerufen: Teilen Sie Ihre Texte in überschaubare Häppchen auf!

Denn beim Lesen ist es wie beim Essen – zu viel auf einmal verdirbt einem den Appetit respektive die Leselust. Ein überladener Teller, auf dem alle Speisen bunt gemischt und kaum einzeln erkennbar sind, schreckt ab. Ein Text, der Wort an Wort, Satz an Satz hängt, lässt sich kaum erfassen, ermüdet und lässt Leser*innen schneller das Weite suchen als wir «Bleib doch hier!» rufen können.

Texte strukturieren – ein paar Möglichkeiten

Diese Regel gilt vor allem für Texte, die am Bildschirm gelesen werden. Das Auge ermüdet beim Lesen am Bildschirm schnell, die Konkurrenz ist nur wenige Klicks entfernt. Das sorgt dafür, dass am Bildschirm nicht von Anfang bis Ende durchgelesen wird, sondern gescannt. Ein Blick dahin, ein zweiter dorthin, ja da bin ich richtig (oder eben: schnell weg hier).

Meine Aufgabe als Texterin ist es, die Häppchen für die Leser*innen ansprechend anzurichten, sodass sie Lust haben, sich auf den Inhalt einzulassen. Und wenn sie dazu Lust bekommen, dann lesen sie plötzlich alles durch.

Ich stelle Ihnen ein paar Möglichkeiten vor.

Absätze – erlauben Sie uns eine Pause

Wenn ich einen Text sehe, der mehr als eine Handvoll Zeilen lang ist, dann suche ich das Weite. Mir fällt es schwer, die Informationen zu erfassen und zu verarbeiten.

Und damit bin ich vermutlich nicht alleine.

Wenn Sie wollen, dass ich (und viele andere) bei Ihrem Text bleiben, machen Sie Absätze.

Titel – Ankerpunkte fürs Auge

Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig Titel, Untertitel und Zwischentitel für Texte sind. Sie geben einen Vorgeschmack auf den Inhalt, wecken das Interesse, sind ein Leitfaden durch den Text. Schriftgrösse und Formatierung sorgen für unterschiedliche Anziehungskraft.

Mit Zwischentiteln machen Sie thematische Blöcke und bieten den Leser*innen die Gelegenheit, in den Text einzusteigen.

Listen und Aufzählungen – für die schnelle Übersicht

Der Klassiker. Mit Aufzählungen und Listen sorgen Sie dafür, dass ausführliche Informationen schnell erfassbar sind. Achten Sie aber darauf, nicht ganze Texte in Bulletpoints zu schreiben – Sie wollen ja einen ansprechenden Fliesstext schreiben und keine Einkaufsliste.

Bilder – sagen mehr als 1000 Worte

Die Aussage im Zwischentitel stimmt beileibe nicht immer, aber hat – wie alle Redewendungen – einen wahren Kern. Unser Gehirn kann Bilder viel schneller erfassen und verarbeiten als Texte. Bilder lockern Texte auf und illustrieren das Geschriebene – wenn Sie sie richtig verwenden.

Quelle: Screenshot der Website der Stiftung Mühle Otelfingen. Die Texte stammen aus meiner Feder, für die Gestaltung ist David Bühler verantwortlich. Die Fotos hat Nico Schaerer gemacht.

In diesem Beispiel wird der Text durch eine Bildergalerie unterbrochen. Diese sorgt dafür, dass die Leser*innen eine Lesepause machen können und zeigt visuell auf, was im Text beschrieben ist.

Lead – ein knackiger Einstieg

Ein Lead funktioniert vor allem bei journalistischen Artikeln und Blogbeiträgen. Ein Lead steht am Anfang eines Textes und macht als kurze Zusammenfassung des Textes neugierig, den ganzen Text zu lesen.

Quelle: Screenshot des Onlinemagazins «Die Zürcher Mittelschulen». Text und Foto stammen von mir, die Gestaltung kommt aus dem Hause hopping mad.

Im Beispiel erzählt der Lead, um was es im Text geht und teasert Vorteile an. Die Logik des Leads funktioniert aber nicht nur bei Artikeln und Blogbeiträgen, sondern auch bei anderen Texten, zum Beispiel auf Angebotsseiten.

In diesem Beispiel sehen Sie auch, wie man Texte im Fliesstext gestalten kann. Die kurze Aufzählung am Anfang erlaubt einen raschen Einstieg, die Analogie zum Asterix-Comic bekommt mehr Kraft, weil der Satz «Im ganzen Schulhaus? Nein!» eine eigene Zeile bekommt.

Gedankenstriche – vielseitig verwendbar

Wenn Sie meinen Text aufmerksam gelesen haben, haben Sie gemerkt, dass ich ein Faible für den Gedankenstrich habe.

Das Wichtigste zuerst: Schreiben Sie den Gedankenstrich korrekt, nämlich so:

Sein kürzerer Kollege, der Bindestrich, wird anders geschrieben und hat einen anderen Zweck. Mit dem Gedankenstrich können Sie

  • einen Satz unterbrechen und einen Einschub machen,
  • eine zusätzliche Information platzieren und etwas am Satzende ergänzen,
  • mehrere Aussagen in einen Satz packen,
  • Spannung aufbauen …

Hervorhebungen – Inhalte aufs Podest stellen

Ein Text kann strikt von oben nach unten geschrieben und gelesen werden. Manchmal aber gibt es Informationen, die nicht so ganz in den Textfluss passen, aber dennoch wichtig sind. Oder sie sind speziell wichtig und haben eine besondere Bühne verdient. Diese Informationen können Sie hervorheben – schreiben Sie sie in farbige Boxen, mit speziell formatierter Schrift, auf ein Bild.

Quelle: Screenshot meiner Website abcwerk.ch. Die Texte habe ich geschrieben, die Fotos hat Daniela Haldemann gemacht.

Design und Inhalt – optimal aufeinander abgestimmt

Wenn ich von Textdesign spreche, dann bin ich ganz schnell auch im Thema Grafik- und Webdesign drin. Als Texterin arbeite ich in allen Projekten eng mit den Designer*innen zusammen. Wenn Optik und Inhalt aufeinander abgestimmt werden und man anfängt damit zu spielen, dann kann man viel herausholen.

Dazu zählt auch der Weissraum, sprich der Bereich um den Text und andere Inhalte herum. Weissraum kann man strategisch einsetzen, um Texten und Inhalten den passenden Auftritt zu verpassen. Weissraum macht luftig, schafft Ruhe und vermeidet Ablenkung.

Boxen sind eine weitere gestalterische Möglichkeit, um Informationen gut lesbar zu präsentieren.

Quelle: Screenshot der Website von büro+webdesign. Die Gestaltung stammt von der Agentur selber, bei den Texten habe ich geholfen.

In diesem Beispiel wurde zusätzlich zum Boxen-Design auch mit Icons gearbeitet, die den Text illustrieren.

Ein weiteres Beispiel für Boxen:

Quelle: Screenshot der Website von Webdesignerin Cornelia Frei. Die Texte habe ich geschrieben, die Gestaltung stammt von Cornelia Frei.

Im zweiten Beispiel wurde zudem mit den Titeln gespielt. Es sind Abkürzungen von ganzen Sätzen:

  • Wir machen kundennahe Beratung.
  • Unsere Kosten sind transparent.
  • Die Technik ist einfach.
  • Das Webdesign ist individuell.
  • etc.

Es werden die wichtigsten Begriffe genannt, die Textgestaltung mit den Punkten sorgt für Aufmerksamkeit.

Im nächsten Beispiel werden verschiedene Elemente kombiniert. Ein grosser Titel schafft Aufmerksamkeit. Ein kurzer Lead zeigt auf, um was es im Text geht. Die Aufzählung ist in Spalten gestaltet und mit Icons ergänzt. Und ein Gedankenstrich ist auch noch vorhanden!

Quelle: Screenshot der Website von Schweiz Tourimus.

Eine spezielle Form der Aufzählungen ist das Akkordeon. So kann man eine grosse Anzahl Informationen übersichtlich präsentieren. Im Beispiel sehen Sie, wie das funktioniert:

Quelle: Screenshot der Website von myclimate.

Fazit

Mit einer guten Strukturierung und einem ansprechenden (Text-)Design holen Sie ganz viel aus einem Text heraus. Die Leser*innen finden sich zurecht, erfassen und verstehen den Text besser. Sie können die Aufmerksamkeit der Leser*innen gewinnen und halten.

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